
Ein Blick in unsere Kindergärten genügt, um zu erkennen, ob unsere Kinder heute eher „weiblich“ oder eher „männlich“ geprägt werden.
Grundsätzlich scheint zu gelten: Jungen haben Probleme und machen Probleme. Dementsprechend wird oftmals typisch „jungenhaftes" bestraft, während „mädchenhaftes“ Verhalten gefördert wird.
Dazu ein mögliches Beispiel aus dem Alltag im Kindergarten:
Zwei Jungen, die miteinander raufen, sich also typisch wie Buben und nach mehrheitlicher
Wahrnehmung eher unangebracht verhalten, werden dann dazu aufgefordert, sich mit den Mädchen an den Tisch zu setzen und zu malen.
Die Jungs werden also für ihr Spiel in „männlicher Natur“ bestraft und zwar indem sie sich ruhig und zurückhaltend verhalten müssen, so wie die Mädchen es tun. Diese Maßnahme zeigt den Kindern, dass es falsch ist, sich wie Jungs zu benehmen und dass sie mehr Anerkennung von Erwachsenen erhalten, wenn sie sich so verhalten wie die Mädchen.
Ob nun Raufen typisch männlich und Malen typisch weiblich ist, spielt dabei keine wichtige Rolle. Der Fehler besteht darin, das Verhalten der Jungen grundsätzlich als problematisch anzusehen und dann das der Mädchen höher zu bewerten. Das lenkt die geschlechtliche Entwicklung unserer Kinder in eine vorgeschriebene Richtung und entspricht daher ganz und gar nicht dem Prinzip der wahren Gleichberechtigung. Resultat sind Jungen mit geringem Selbstwertgefühl und erwachsene Männer, die verwirrt sind über die Bedeutung ihrer Rolle als Mann.
Doch nun zurück zu unserem Beispiel: Ohne Zweifel sollten zwei Jungs, die miteinander kämpfen, auseinander gebracht werden, wenn sie in Gefahr sind sich zu verletzen. Aber statt den gängigen Maßnahmen, zu denen die meisten Erzieher/innen in dieser Situation greifen würden, könnte auch ein anderer erzieherischer Weg gegangen werden:
Das bubenhafte Verhalten könnte akzeptiert werden. Mit festgesetzten Regeln und einem angebrachteren Rahmen könnten die Jungs weiterhin unter Aufsicht miteinander raufen, ohne dass Schlimmeres passiert und ohne dass sie andere Kinder damit stören. Das friedliche Kämpfen befriedigt ihren Drang, sich mit anderen Jungs zu messen und fördert ihre Entwicklung auf natürliche Art und Weise.
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