Brauchen wir mehr männliche Erzieher?

Wie würde der Kita-Alltag einer Einrichtung aussehen, in der hauptsächlich männliche Erzieher arbeiten?

„Vielleicht gäbe es mehr Dreck; einen gut ausgestatteten Werkraum, der auch benutzt wird; mehr Abenteuer und gefährliche Spiele mit Feuer; Erzieher, die zu Monstern werden können und Spaß am Toben und Raufen mit den Kindern haben.“  (Rohrmann 2010) 

 

Männliche Erzieher in Kindergärten und Tagesstätten sind jedoch sehr selten. Dementsprechend ist auch der Alltag im Kindergarten eher weiblich geprägt.

 

Wenn die Kinder im Kindergarten kreativ werden dürfen, dann meistens beim Malen, Basteln usw.. Mit handwerklichen Projekten oder grobmotorischen Aufgaben dürfen die Kinder sich eher selten befassen. In den Erzähl- und Gesangsstunden werden nur wenig heldenhafte Figuren und Action thematisiert, stattdessen jede Menge Fröhlichkeit und niedliche Charaktere. 

 

Viele jungen- und männertypische Interessen und Bedürfnisse kommen in der Kita zu kurz. Jungen möchten raufen und toben, sich für Handwerkliches und Technik begeistern, klettern und körperliche Grenzen austesten. 

 

Doch sind mehr männliche Erzieher die Lösung?

 

Nicht unbedingt. Zweifellos benötigen Kinder alltägliche Erfahrungen im Umgang mit Männern.   

Die Lösung sind allerdings nicht unbedingt mehr männliche Erzieher im Kindergarten. Denn diese sind nicht kompetenter als weibliche Erzieherinnen. Vielmehr geht es darum, mehr typisch männliche Erfahrungsmöglichkeiten in die frühe Bildung zu integrieren, um ein Gegengewicht zum vorwiegend weiblichen Alltag im Kindergarten zu schaffen.

 

Männliche Erzieher sind keine Lösung, wenn sie sich einfach in das weibliche Umfeld der Kita integrieren, ohne dabei neue Impulse zu setzen.

Für Jungs, die wenig Interesse am Malen, Backen und Singen haben, spielt es keine Rolle, ob sie dies mit einer weiblichen oder einer männlichen Erziehungsperson tun. Sinnvoll sind hingegen Projekte, durch die die Kinder bewusst aus dem behüteten Alltag des Kindergartens herausgezogen werden, z. B. Sportstunden, in denen die Jungen und Mädchen rangeln und raufen dürfen oder Ausflüge in die Natur, in denen vielleicht ein Flussdamm gebaut oder geklettert wird.

 

Jungen und Mädchen haben viel gemeinsam, sind aber auch unterschiedlich. Damit sich unsere Kinder gleichberechtigt und gesund entwickeln können, müssen sie in gleichem Maße typisch männliche und typisch weibliche Erfahrungen machen dürfen.

 

Quellen: 

Rohrmann T. (2010): Starke Mädchen – starke Jungen! Geschlechterbewusste Pädagogik als Schlüssel für Bildungsprozesse in der Kita

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Kommentare: 1
  • #1

    Jana (Donnerstag, 21 September 2017 23:53)

    Natürlich brauchen wir mehr männliche Erzieher!!!