
Die Bedeutung der „Vaterrolle“ hat sich über die letzten Jahrzehnte stark verändert. Früher waren die Elternrollen klar definiert:
Mütter tragen die Verantwortung der Kindererziehung, Väter tragen die Verantwortung des Ernährers. Im Laufe der Zeit verschwammen diese Rollenbilder.
Frauen sind heute häufiger auch schon während der Mutterschaft berufstätig, Männer nehmen jetzt selbst Elternzeit in Anspruch und übernehmen auch klassische Erziehungsaufgaben im Alltag. Für ein gelingendes Familienleben ist das notwendig und in 2020 gilt das auch längst als normal.
Väter waren schon immer wichtig für die gesunde Entwicklung von Kindern. Deren Rolle in der Familie ist heute allerdings bedeutend breiter und nicht mehr klar von der Mutterrolle zu unterscheiden.
Heißt das, die Vater- und Mutterrolle ist die Gleiche?
Keineswegs! Ein heutzutage häufig auftretendes Missverständnis ist jedoch, dass die mütterlichen und väterlichen Aufgaben in der Kindererziehung ein und dieselben sind und dass sie bedingungslos austauschbar sind. Beide Rollen sind gleich wichtig, sie sind allerdings nicht gleich! Das war schon immer so, nur ist es heute normaler, dass Väter auch klassische "Mutter-Aufgaben" übernehmen können und umgekehrt.

Meistens kommt es jedoch immer noch zu einer Spezialisierung innerhalb der Familie. So sind Mütter auch heute noch eher für Gefühlsfragen, Beruhigen und soziales zuständig, während Väter körperbetontes Spielen, ganz-körperliche und wildere Aktivitäten bevorzugen. Das sind Tendenzen die sich in unserer Arbeit als Trainer und Pädagogen immer wieder abzeichnen. Starre, traditionelle Rollenbilder sind nicht mehr zeitgemäß, trotzdem scheinen viele Familien noch immer Beziehungsstrukturen zu verwenden die Erziehungsaufgaben mehr oder weniger klar definieren.
Was die Wissenschaft dazu sagt:
Auch in der modernen Entwicklungspsychologie spricht man von einem Zusammenspiel unterschiedlicher Beziehungsstrukturen von Müttern und Vätern.
Die Psychologin Karin Grossmann nennt hier im Idealfall 2 Aspekte für eine positive Bindungsentwicklung von Kindern:
„Die Bindungssicherheit zur Mutter“ und eine „gute Spielbeziehung zum Vater“.
Nun, Ausnahmen bestätigen natürlich wie fast überall die Regel. Selbstverständlich können und müssen Väter auch liebevoll und feinfühlig in der Erziehung auftreten. Gleichzeitig gibt es auch „wilde Mamas“, die beispielsweise gerne mit ihren Kindern raufen und toben, was früher vielleicht noch als "typisch männlich" galt. Nichtsdestotrotz sind geschlechtliche Verhaltensunterschiede zwischen Männern und Frauen nicht von der Hand zu weisen. Sie entscheiden zum Teil auch über die Wirksamkeit erzieherischer Maßnahmen. So zeigt beispielsweise die väterliche Feinfühligkeit am meisten Wirkung, wenn es darum geht die Kinder in ihrer Entdeckungsneugier und in ihrer Selbstständigkeit zu unterstützen. Mütter haben hingegen mit ihrem Einfühlungsvermögen bessere Chancen, Kinder in unruhigen Phasen zu beruhigen oder erfolgreich Alltagsroutinen zu vermitteln.
Fazit: Mütter und Väter beeinflussen also das kindliche Verhalten grundsätzlich auf unterschiedliche Art und Weise – beide sind aber gleichermaßen wichtig.